Internationaler Studiengang Bionik (B. Sc.)

Inter-nationaler Studiengang Bionik (B. Sc.)

ABSOLVENT:INNEN BERICHTEN

Ein festes Berufsbild des „Bionikers“ existiert nicht. Den Absolventinnen und Absolventen des Internationalen Studiengangs Bionik bieten sich aufgrund der im Studium vermittelten Inhalte und Kompetenzen zahlreiche Betätigungsfelder. 

Die ersten Absolvent:innen des ISB wurden im Frühjahr 2007 in die Welt entlassen. Seit nun mehr über 13 Jahren gibt es „Bioniker:innen made in Bremen“. Im Folgenden werden exemplarisch ein paar Lebenswege vorgestellt. 

Nicht nur wie vielfältig die Bionik ist, sondern auch was aus seinen Kommiliton:innen geworden ist, fasst Marcus Hollermann, ein Absolvent von 2009, in dem Video rechts  zusammen.

Marcus Hollermann, ein Absolvent des ISB, über die Vielseitigkeit der Bionik. GREEN UP YOUR FUTURE ist ein Ausstellungsprojekt von BIOKON e.V. und Green Economy Academy e.V. zu Jobs mit „Greening“-Potenzial.

Johanna Schultz …

Johanna Schultz

# BIOMECHANIK & Robotik

Johanna Schultz hat 2019 den Bionik-Bachelor (ISB) abgeschlossen. Seitdem forscht sie im Robotik-Labor der University of the Sunshine Coast QLD in Australien und arbeitet an ihrem PhD. Im „Biomechanics and Biorobotics Lab“ unter Leitung von Dr. Christofer Clemente hat sie auch ihr Auslandssemester verbracht.  

Wir haben Johanna im März 2023 gefragt, wie sie auf die Idee gekommen ist Bionik zu studieren und was sie seit ihrem Abschluss macht. 

Johanna Schultz mit Lizard

Was machst du seit deinem Abschluss in Bionik?

„Es ist gerade kurz nach Mittagspause und ich bin zurück im „Robotic Lab“, wo ich kurz diese Fragen beantworte. Ich bin nun im letzten Jahr meines PhDs an der University of the Sunshine Coast, QLD, Australia und arbeite mit meinem Supervisor Dr Chris Clemente an „Lizard Robots“. Die Idee meines Projektes ist es herauszufinden, was Lizards so gut im Klettern macht. Dazu habe ich erst Geckos mit High-Speed Kameras, Forceplates und AI Kinematic Tracking genau untersucht. Daraufhin habe ich einen bio-inspirierten Kletterroboter entwickelt, der die wichtigsten Gelenke und Bewegungsmuster abstrahiert zur Grundlage hatte. Mit diesem konnten wir dann individuelle Parameterkonfigurationen testen und On-Board Sensoren haben gemessen, wie diese Konfigurationen in „Speed – Stability – Efficieny“ abschneiden. Oft liegen die Optima für diese drei Performance Kriterien nicht übereinander; je schneller man läuft desto wahrscheinlicher stolpert man (normalerweise zumindest), also ein Speed–Stability Trade-off. Indem wir diese sogenannten „Performance Landscapes“ überlagerten, konnten wir die „idealen Bereichen“ ausmachen. Wir haben die optimalen Konfigurationen, die wir mit den Robotern gefunden haben, mit den Geckos und anderen Lizards verglichen und oft starke Übereinstimmung gefunden! Im nächsten Schritt versuche ich nun basiert auf unseren Ergebnissen einen bio-inspirierten Gait für einen industriellen Kletterroboter in Zusammenarbeit mit der Robotics Research Group Data61 von CSIRO zu entwickeln.“

Video über einen nach Vorbild von Eidechsen inspirierten Kletterroboter aus der Arbeitsgruppe von Johanna (Quelle: Johanna Schultz, Biomechanics and Biorobotics Lab, University of the Sunshine Coast, QLD, AU). 

Was war das Aufregendste / Verrückteste, was du während deines Studiums erlebt hast?

„Entweder als Florian nachts ins Wasser sprang, um uns das Meeresleuchten auf Helgoland zu demonstrieren oder als wir im Zuge der Bionik Rallye, die wir für das Überseemuseum entwickelten (Didaktik Projekt 7. Semester), eine Führung durchs Museum halten durften, die ausverkauft war.“

Frauke Waßmuth …

ISB-Absolventin Frauke Waßmuth

# BIOKON-Netzwerken & Robotik

Frauke Waßmuth hat 2021 den Bionik-Bachelor (ISB) abgeschlossen und schreibt zurzeit an ihrer Masterarbeit im Studiengang Bionik an der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) über die Abstraktion der Füße von Laubfröschen für einen bionischen Soft-Roboter. Bis August war sie Team-Kapitänin des U-Boot-Teams an der HSRW. Außerdem arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für den BIOKON e.V., wo sie organisiert, dass Industriepaten und Forschende in Bionik-Hackathons zusammen kommen und mit bionischen Ansätzen technische Herausforderungen lösen. 

ISB-Absolventin Frauke Waßmuth in Aktion

Wie bist du auf die Idee gekommen Bionik zu studieren?

„Eigentlich fing alles damit an, dass ich in der achten Klasse das Wahlpflichtfach „Natur und Technik“ besucht habe. Bevor der Unterricht begann, musst man natürlich vor dem Labor warten. Und da stand ich nun und wollte Zeit totschlagen, indem ich die Poster von anderen Schülern angesehen habe. Eines fand ich besonders interessant: Es ging um das Rückstoß-Prinzip. Links war eine Rakete beim Start abgebildet und rechts eine Qualle unter Wasser, die Überschrift „Bionik“. Seitdem war ich fasziniert von der Idee, sich für die Lösung von Problemen von der Natur inspirieren zu lassen.“ 

Wenn du in einem Satz sagen müsstest, was du studiert hast, wie würde der
lauten?

„Um Probleme in der Technik zu lösen, geht man der cleveren Idee nach, dass die Biologie Tausende oder sogar Millionen Jahre Zeit hatte, eine perfekte Lösung für das gleiche Problem in der Natur durch Evolution zu finden – man lässt sich von der Natur inspirieren, um so für die Technik neue und innovative Lösungen zu finden.“

ISB-Absolventin Frauke Waßmuth mit U-Boot

Mareike Engel …

# Projekt-leitung

Mareike Engel gehört mit zu den ersten Absolventinnen des ISB und schrieb 2008 ihre Bachelorarbeit über im Bereich biomedizinische Materialien am Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik (IWM). Nach ihrem Abschluss studierte sie im internationalen Master Materialwissenschaften und Werkstofftechnik an der Universität des Saarlandes und der UPC in Barcelona und setzte noch einen Doktortitel am Leibniz Institut für neue Materialien im Bereich der Formgedächtnislegierungen drauf. Der Sehnsucht nach Bergen und ihrem Faible für Innovationen folgend, entschloss sie sich bei der Hilti AG in Schaan, Liechtenstein als Entwicklungsingenieurin beruflich in die Industrie einzusteigen. Jetzt steuert sie als Projektleiterin die globale Markteinführung von  Betonsensoren bei Hilti North America und lebt mit ihrer Familie in Boston, USA.

Was hat dir das Bionik-Studium gebracht?

„Neben meinem Interesse für Technik, dass ich vertiefen konnte und der Idee, mich mit Materialwissenschaften weiter zu machen, vor allem die Skills, die ich im Studium gelernt habe. Im Vergleich zu Kolleg:innen mit einem klassischen Maschinenbau oder Elektrotechnik Studiumshintergrund hat die Bionik mir gezeigt kreativ zu Denken und immer auch einen Blick über den „eigenen Tellerrand hinaus“ zu haben. Die hohe Praxisrelevanz, und die Erfahrung durch die Projektmanagement-Module haben den Grundstein gelegt für meine aktuelle Tätigkeit. Außerdem das Auslandssemester im Dschungel Costa Ricas: Hier habe ich neben Mut und Offenheit auch andere Sichtweisen gelernt, dies hat mich nicht nur für die Unternehmen zu einer spannende Kandidatin gemacht, sondern hilft mir täglich bei der Zusammenarbeit in einem internationalen Team.“ 

Anne KiKker …

Portrait Anne Kikker

# Koordination materialwissenschaft

Anne Kikker hat 2011 den Bionik-Bachelor (ISB) abgeschlossen, im Anschluss den Master of Science in Maschinenbau an der TU Darmstadt studiert und bis 2020 dort erfolgreich an ihrer Doktorarbeit geforscht. Seitdem arbeitet sich als Koordinatorin im Teilfachbereich Materialwissenschaft und beschäftigt sich mit Internationalität, Interdisziplinarität und Marketing. 

Wie bist du auf die Idee gekommen Bionik zu studieren?

„In der Schule hatte ich ein breites Interessensspektrum. Ich war daher auf der Suche nach einem (naturwissenschaftlichen) Studium, in dem ich mich nicht auf eine Monodisziplin wie z.B. Physik spezialisieren muss und auch keinen klassischen Maschinenbau studiere. Wichtig war für mich auch, dass das Auslandssemester fest integriert war, da ich schon in der Schule gerne ins Ausland gegangen wäre. Außerdem habe ich schon immer danach gestrebt, nicht das zu tun, was „alle“ machen. Da kam der kleine Studiengang mit hohem Innovationsgrad gerade recht. Ich hatte mich aber auch für Luft- und Raumfahrttechnik oder sogar International Management beworben. Letztlich habe ich mich aber über die Zusage im Studiengang Bionik am meisten gefreut und bin nach meinem Bauchgefühl gegangen.“ 

Was würdest du Menschen mit auf dem Weg geben, die Bionik studieren möchten?

„Seid offen, hartnäckig und immer neugierig.“

Stefanie van trist …

Portrait Stefanie van Trist

# Projekt-Management

Stefanie van Trist hat 2011 den Bionik-Bachelor (ISB) abgeschlossen und im Anschluss den Master Sports-Technology am Technikum Wien studiert. Seit 2013 arbeitet sie in unterschiedlichen Positionen in dem multinationalen Unternehmen tesa SE, das bekannt für seine Klebetechnologien ist. Bei tesa war sie u.a. als Produktentwicklerin, Prozessingenieurin und Führungskraft tätig. Zurzeit arbeitet sie als internationale Projekt-Managerin und betreut weltweit große, strategische Projekte. 

Was hat Dir am Bionik-Studium gut gefallen? 

„Die vielfältige fachliche Ausrichtung, die persönliche Atmosphäre durch die kleine Größe des Ausbildungsjahrgangs, die spürbare Leidenschaft der Lehrenden und Studierenden und die vielen (praktischen) Projektarbeiten.“ 

Was ist die interessanteste Erkenntnis / neues Wissen, die du aus deinem Bionik-Studium mitgenommen hast? 

„Neben den fachlichen Inhalten in den unterschiedlichen Modulen, habe ich vor allem ausdauerndes, sorgfältiges Arbeiten, eine dauerhafte Wißbegierigkeit, Teamwork und Kreativität gelernt, wovon ich heute noch profitiere.“

ISB-Absolventin Stefanie van Trist

Aljoscha Sander …

# Windkraft

Aljoscha Sander hat -nach einem kurzen Umweg über die Elektrotechnik und Informatik- sowohl den
Bionik-Bachelor (ISB) als auch den Masterstudiengang Bionik: Mobile Systeme an der Hochschule
Bremen erfolgreich absolviert. Neben einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH (BIBA), hat er im November 2020 zusammen mit einem
weiteren Absolventen der Bionik (Andreas Haselsteiner) die Flucto GmbH gegründet. Diese hat die
Entwicklung von technischen Lösungen zur Verbesserung der Installation von Offshore-Windkraftanlagen zum Ziel. 

Was hat Dir am Bionik-Studium gut gefallen? 

„In der Tat, die interdisziplinäre, naturwissenschaftlich geprägte Grundausbildung, die enge Betreuung durch die Lehrenden und natürlich die Strömungsmechanik. Auch das Pflicht-Auslandssemester war ein absolutes Highlight meiner Studienzeit.“ 

Was ist das Besondere an deiner jetzigen Arbeit und in wie fern hat sie Bezug zu der Bionik?

„Die interdisziplinäre Ausbildung, die ich im Bionik-Studium genießen durfte, macht sich jeden Tag wett. Meine Aufgaben wechseln zwischen strömungsmechanischen Berechnungen, dem Design von Elektronik, Programmierung von Auswertungen hin zu Verhandlungen mit Zulieferern und dem Beklettern von Windenergieanlagen. Die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte schnell als diese zu erkennen und oftmals mit naturwissenschaftlichem Bauchgefühl zu durchdringen, verdanke ich der exzellenten Ausbildung an der Hochschule. In meiner täglichen Arbeit komme ich nur noch selten mit Bionik als solcher in Berührung, die Denkweise ist mir aber hoffentlich erhalten geblieben.“

CHRISTOPHER GRAF …

# Erneuerbare Energien

Christopher Graf hat von 2013 bis 2017 im Internationalen Studiengang Bionik (B. Sc.) studiert. Während des Studiums hat er als wissenschaftliche Hilfskraft in diversen Projekten mitgearbeitet – sein Film über das Turtle-ROV ist noch heute auf der HSB-Website und unserem Youtube-Kanal  zu sehen.

Nach seinem Bachelorabschluss in Bionik und einer Verlängerung seiner wissenschaftlichen Mitarbeit am Fraunhofer IFAM in Bremen,  ist er nach Kassel gegangen und hat den Master „Erneuerbare Energien“ studiert. Jetzt promoviert er am Fraunhofer IEE in Kassel über das Thema „Erneuerbare Wärme“. Sein Traum ist Bionik und Energietechnik zu verbinden.